Ásatrú

Zusammengestellt von Scáthán

Der nordische Name „Ásatrú“ (international „Asatru“) wird als Bezeichnung oder Kurzform für verschiedene Ausprägungen des nordisch-germanischen Neuheidentums verwendet. Ásatrú ist eine altnordische/isländische Wortschöpfung bestehend aus den Worten „Æsir“ (Götter) und „trú“ (Treue/Vertrauen bzw. später Religion/Glaube). Die Ásatrú (das Wort ist im Nordischen weiblich) bedeutet somit „Asentreue“ und bezeichnet die Treue zu, den Glauben an oder das Vertrauen in die heidnischen germanischen Götter, die Asen und Wanen.  

Glaubensinhalte

Das traditionelle germanische Heidentum ist die eingeborene (indigene) Naturreligion der germanischen Völker Nord- und Mitteleuropas, die sich aus den religiösen Erfahrungen der hier heimischen Menschen in Einklang mit der Natur ihres Landes entwickelt hat.

Ásatrú ist eine polytheistische Religion. Der nordisch-germanische Götterhimmel ist aufgeteilt in zwei Göttergeschlechter: die Asen und die Vanen (Wanen). Die Hauptgottheiten der Ásatrúar gehören im Allgemeinen zu beiden Geschlechtern (Asen und Wanen).

Bedeutsame Gottheiten sind:

  • Wodan / Odin (an. Óðinn) ist der einäugige Himmels- und Windgott. Er wird unter anderem als Allvater bezeichnet, da er Vater aller Asen ist.
  • Donar / Thor (an. þórr) der Donnergott, ist Wodans und Erdas (an. Jörð) Sohn.
  • Fro Ing / Frey (an. Freyr) ist ein Name des germanischen Fruchtbarkeitsgottes. Er gehört ursprünglich zu den Wanen.
  • Frouwa / Freya (an. Freyja) ist nicht nur die Göttin der Liebe, Sexualität und Fruchtbarkeit, sondern auch die Göttin von Leben und Tod.
  • Frick / Frigg (an. Frigg) ist Wodans Gemahlin. Sie ist auch als Frau Holle bekannt.
  • Ziu / Tyr (an. Týr) ist der einhändige Ase, welcher der Gott des Krieges und der Treue ist.

Neben den Hauptgottheiten werden etliche örtliche Gottheiten wie Jecha, Tanfana, Hludana oder Nehalennia gewürdigt.

Naturverehrung

Die Natur ist für die Ásatrúar heilig. Die Erde und ihre Lebewesen, Meer und Himmel, die Gestirne, die Kreisläufe der Jahreszeiten, Nacht und Tag, Wachstum und Fruchtbarkeit, die Berge, Wälder und Wiesen, Seen und Flüsse, Pflanzen, Tiere und Menschen – diese Dinge sind es, in denen sich das Heilige zeigt. Seele und Geist, sind kein abgetrennter oder „übernatürlicher“ Bereich, sondern existieren in der Natur und den Dingen selbst und zeigen sich in all ihrer Vielfalt.Jahresfeste Von den historischen germanischen Völkern ist kein einheitlicher Festkalender überliefert. Vielmehr gab es je nach Stamm und Epoche unterschiedliche Feste, von denen nur das Julfest (Wintersonnenwende: Ende und Anfang des Jahres) allen gemeinsam war.Die Basis der verschiedenen Festkalender ist aber in der Bronzezeit zu suchen, in der sich der Kult am Sonnenlauf orientierte, d.h. mit den beiden Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen als zentralen Daten.  Daher feiern die Ásatrúar die an diesen Daten liegenden vier Jahresfeste Ostara (Frühlingsbeginn), Sommersonnenwende, Herbstfest und Jul. Darüber hinaus steht es aber jedem frei, weitere Feste, wie z.B. die vier dazwischen liegenden keltischen „Feuerfeste“, zu feiern.   

Religionspraxis

  • Blót oder Bluoz: das Opferfest der Asatru. Hier werden, um die Verbindung zu den Göttern zu stärken, Opfer (Trankopfer, Speisen oder handwerkliche Gegenstände) dargebracht.
  • Sumbel: ist vereinfacht gesprochen ein ritueller Umtrunk bzw. ein rituelles Trinkgelage. Grob umrissen läuft ein Sumbel wie folgt ab: Es wird im Allgemeinem von einem Sumbelgeber (as. symbelgifa) eröffnet, geleitet und beendet. In der Mitte der Teilnehmer befindet sich ein Kessel, welcher mit Met oder Ale gefüllt ist. Nach der Weihe des Kessels wird ein Trinkhorn mit dem Trank aus diesem Kessel gefüllt. Anschließend kreist dieses Trinkhorn unter den Teilnehmern des Sumbels, wobei es von einer Schankmaid weitergereicht und bei Bedarf aufgefüllt wird. In der ersten Runde erfolgt durch das Äußern von Trinksprüchen ein Minnetrinken auf die Götter. In der zweiten Runde gedenkt man der verstorbenen Angehörigen. Während der dritten und den folgenden Runden werden von den Teilnehmern Eide geschworen, Gelübde abgelegt und Lieder oder Gedichte zum Besten gegeben.
  • Seiðr: Seiðr‎ ist der Oberbegriff für magische Praktiken, die aber weniger verbreitet sind als beispielsweise Blót und Sumbel.

Germanisches Priestertum Jeder kann für sich allein oder im Kreis seiner Familie alle Rituale selbst durchführen. Für die Organisation und Leitung gemeinschaftlicher Riten werden heute allerdings meist darin erfahrene Personen gewählt (z.B. Blótmänner und Blótfrauen), die das Blót leiten.

Die Edda  Die Edda, besteht eigentlich aus zwei Büchern: der Lieder-Edda und der Prosa-Edda,. Diese beiden sind für die meisten Ásatrúar die wichtigsten Quellen im Bezug auf die germanische Mythologie. Die Lieder-Edda erzählt in stabreimenden Liedern von Göttern und Helden. Die Snorra-Edda, wie sie auch genannt wird, ist eigentlich ein Lehrbuch für Skalden, beschreibt aber insbesondere im Abschnitt der Gylfaginning („König Gylfes Erscheinung“) ausführlich die Begebenheiten der germanischen Götterwelt. Unter den Eddaliedern nehmen „Die Lieder des Hohen“ (an. Hávamál) eine besondere Stellung ein. Während die meisten Eddalieder rein mythologische Themen wiedergeben, enthalten „Die Lieder des Hohen“ („Der Hohe“ = Wodan) neben mythologischen Inhalten vor allem Spruchweisheiten.In der Prosa-Edda wird z.B. der germanische Schöpfungsmythos gut beschrieben. Abgesehen von der Edda werden auch andere literarische Quellen, u. a. die Germania des Tacitus, die nordische Sagaliteratur und Volkssagen konsultiert.

Geschichtliches Seit 1972 ist Ásatrú in Island als Religion anerkannt und in Dänemark und Norwegen mittlerweile ebenfalls.

Auch in Deutschland findet Ásatrú immer mehr Anhänger die übrigens normalerweise ohne jegliche politische Motivation ihren Glauben ausleben.

Quelle:
Wikipedia