Wicca Traditionen

Traditionen

Gerald Gardner war der erste, der Wicca eine Grundstruktur gab und diese 1954 in England veröffentlichte. Seitdem entwickelten sich viele verschiedene Traditionen innerhalb des Wicca. Die Traditionen sind ein System, welches über die Jahre hinweg von Mensch zu Mensch weitergegeben wurde und immer wieder den Bedürfnissen der individuellen Gruppe angepasst wurde. Man darf nicht vergessen, dass die ursprüngliche Natur des „Handwerks“ sehr viele Freiheiten, z.B. in der Art und Weise wie die Feste begangen, welche Götter/ Pantheon angerufen wurden usw. erlaubte.

Es gibt im Wicca keine zentrale Autorität, Leitung oder Vertretung, trotzdem gibt es einige Dinge, die alle gemeinsam haben. Alle Traditionen erwarten hohen persönlichen Einsatz und die Bereitschaft für ein intensives und langes Studium, welches unter anderem die Theorie und magische Studien, physische und psychische Übungen und Erfahrungen, Energie und Ritualarbeit sowie eine persönliche Verbindung zu dem Göttlichen beinhaltet.

Jede Wicca-Gruppe (Coven) ist autonom und hat wie jede Tradition auch eigene Qualitäten. Daher sollte jeder, bevor er sich einer bestimmten Gruppe anschließt, Informationen über die verschiedenen Traditionen sammeln und dann die Tradition, den Coven und oder Lehrer aussuchen, bei dem er sich am wohlsten fühlt.

Fast jeder Coven hat ihr individuell abgestimmtes „Coven-Buch der Schatten“ (BoS) oder zumindest das traditionelle „Buch der Schatten“, dem gruppeneigenes Material hinzugefügt wurde. Einige Traditionen sehen keinen Grund, überhaupt ein Coven-Buch der Schatten zu besitzen. In diesem Fall hat jede Hexe ihr persönliches Buch.

Im Folgenden findet ihr einen kleinen Überblick über die verschiedenen Richtungen und Traditionen (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit!).

Gardnerian Wicca

Gardnerian Wicca ist die Tradition, die in den 1950ern von Gerald Gardner ins Leben gerufen wurde. Gardner, ein Mitglied der O.T.O. (Templer), wurde durch die Freimaurer, den Golden Dawn, eigene Recherchen und durch seine Initiation in seinen eigenen vererbten Coven beeinflusst. Es ist das „ursprüngliche“ Wicca, sehr zeremoniell und durch ein Lernsystem strukturiert. Nach gardnerianischer Tradition gibt es drei Initiationsgrade und ein „Gardnerianer“ erhält seine Initiation von jemandem, dessen Initiationen in einer Art Stammbaum bis auf Gardner selbst zurückführen sind (Lineage).

Die Traditionen des Covens, aufgeschrieben und weitergegeben im Buch der Schatten und deren Wahrung, haben einen sehr hohen Stellenwert und werden oft durch Geheimhaltungseide vor Außenstehenden geschützt. Es wird stets versucht, die von Gardner aufgestellten „Richtlinien“ einzuhalten und die ursprünglichen Traditionen zu wahren. Hierzu werden die traditionellen Texte und Eide auswendig gelernt. Dies beinhaltet die Polarität und Balance zwischen weiblichen und männlichen Energien (männliche/ weibliche Sexual Magie) und rituelle Nacktheit (allerdings keine sexuellen Akte!) sind obligatorisch. Das Erbe wird durch die „Wiccan Elders“, die ihren 3. Initiationsgrad erhalten haben, bewahrt und in dem von ihnen gegründeten Coven an neue SchülerInnen weitergegeben.

Alexandrian Wicca

Alexandrian Wicca wurde in den 1960ern von Alex Sanders und seiner Frau Maxine gegründet. Alex Sanders war ursprünglich in einen „Gardnerian Coven“ initiiert, löste sich aber später von dieser Tradition. Er und seine Frau sind für ein rasantes Wachstum der Wicca Bewegung verantwortlich, da sie hunderte Anhänger der Kunst (Craft) initiierten. Unter diesen waren übrigens auch Stewart Farrar und seine spätere Frau Janet Owen.

Alexandrisches Wicca unterscheidet sich auf den ersten Blick nur durch Kleinigkeiten von der Gardnerschen Tradition, denn es gibt eine hierarchische Struktur (auf Graden basierendes Lernsystem) und die meisten Rituale werden strikt nach Covenvorschrift abgehalten, sind sehr förmlich ausgestaltet und erinnern auch sonst stark an zeremonielle Magie. Die Ausbildung konzentriert sich daher auch vor allem auf Ritual-Fertigkeiten. Auf der anderen Seite ist es eklektischer und liberaler als das Gardnerian System, was z.B. die strikte Nacktheit bei Ritualen betrifft und sie bejahen auch gleichgeschlechtliche Sexual Magie. Alexandrian Wicca benutzen die gleichen Werkzeuge und Rituale wie Gardnerian Wicca, wobei sie aber etwas anders eingesetzt werden können. Unterschiede treten ebenso auf, vor allem was die Namen der Gottheiten und Wächter der Himmelsrichtungen betrifft.

Die meisten Alexandrian Coven erlauben Nicht-Initiierten an den Treffen als „Neophyten“ teilzunehmen. Diese erhalten ein Basis Training im Handwerk und müssen erfolgreich an verschiedenen Projekten teilnehmen, bevor sie in den 1. Grad initiiert werden.

Britische Tradition

Diese Tradition wird vor allem durch die Organisation der International Red Garters (Rote Strumpfbänder) verkörpert. Sie ist eine Mischung von keltischen und gardnerschen Glaubens-vorstellungen und viele folgen dem Pfad, der von Stewart und Janet Farrar („The Witches´ Bible“) gelegt wurde. Diese Tradition ist sehr formell strukturiert und beinhaltet den durch Grade gegliederten Lernprozess.

Celtic Wicca

Diese Tradition greift auf den keltisch/druidischen Pantheon und einige gardnersche Rituale zurück. Es umfasst die Ahnen, die Elemente, die Anderswesen (Kleines Volk, Gnome, Feen, Elfen…) und die Natur. Sie haben ein enormes Wissen über und großen Respekt vor Pflanzen und Steinen und deren Heilkräfte sowie deren magische Qualitäten.

Seax Wicca

Seax Wicca wurde 1973 von Dr. Raymond Buckland, einem initiierten Gardnerian, gegründet und formuliert. Diese Tradition basiert auf der Religion der Sachsen und arbeitet auf einer demokratischen Basis. Die Initiations-Grade wurden abgeschafft und jeder, auch nicht Initiierte, darf an allen Ritualen teilnehmen.

Celtic-Based Wicca (amerikanisch)

Dies ist eine der zurzeit am schnellsten wachsenden Wicca Traditionen in den USA. Der Ursprung liegt im „Twin City Areal“ (Minneapolis- St. Paul) und die magischen Praktiken basieren auf Gardnerian Wicca. Die Anhänger sind sehr naturverbunden und ihre Spiritualität ist stark durch die Studien über die historische keltische Gesellschaft geprägt, das antike keltische Erbe.

Strega/ Stregeria

Diese Form des Hexenhandwerks wird hauptsächlich in Italien und Sizilien praktiziert, wobei Aradia und Hekate besonders verehrt werden. Die Anhänger sind sehr verschwiegen, aber man kann viel über sie erfahren, wenn man Lelands Aradia: „The Gospel of the Witches“ and Leo Martellos „Witchcraft: The old Religion“ liest. Über die modernen Praktiken, die in dieser Tradition in den USA angewandt werden, kann man in den Büchern von Raven Gimassi nachlesen.

Dianic

Dieser Begriff wurde erstmalig 1921 von Margaret Murray in „The Witch-Cult in Western Europe“ schriftlich verwendet. Seitdem wird er benutzt, um eine Tradition zu beschreiben, die sich primär auf die Göttin fokussiert und als die „Feministische Bewegung“ innerhalb des Handwerks bezeichnet wird. Heutzutage variiert die Dianische Tradition sehr stark in ihrer Struktur. So sind in dem einen dianischen Coven sowohl weibliche als auch männliche Mitglieder, in einem anderen nur Frauen erwünscht. Manche Gruppen verehren nur die Göttin, andere geben der Göttin den Vorrang, ehren aber ebenso den Gehörnten Gott als ihren geliebten Begleiter.

Eine „feministische Wicce“ fokussiert sich alleine auf die Göttin und gehört zu einem reinen Frauen- Coven oder einer reinen Frauengruppe. Diese Coven tendieren dazu sehr locker strukturiert und nicht hierarchisch gegliedert zu sein. Sie beruhen auf Konsens-Entscheidungen sowie einfachen, kreativen und experimentellen Ritualen. Diese Gruppen legen meistens Wert auf einen sehr unterstützenden, persönlichen und emotionalen Umgang miteinander und sind häufig politisch aktiv. Durch die Natur dieses Pfades wählen viele Lesben diesen Weg und die meisten Coven heißen alle Frauen egal welcher geschlechtlichen Orientierung willkommen.

Die Bücher von Zsuzsanna Budapest sollten hier Erwähnung finden und für Männer die sich für Dianic Wicca interessieren einige der Bücher von Marion Weinstein. Des Weiteren die Bücher von Shekinah Mountainwater („Aridne´s Thread“). Das größte Netzwerk ist die neu formierte „Congregation of the Goddess“ mit ihrer Publikation „Of a Like Mind“.

Faery Tradition

Im Allgemeinen gilt Victor Anderson als der Begründer dieser Tradition. Zu den kennzeichnenden Eigenschaften dieses Weges gehört die Verwendung der Feen-Kräfte. Diese sehr ekstatische Tradition ist ausgerichtet auf das Fühlen, Erleben sowie darauf Risiken einzugehen, weniger auf die Perfektion des Handwerks. Die Mitglieder dieser Tradition sind sich der Tatsache bewusst, dass der Großteil der Realität unsichtbar ist und die Grenzen dorthin fließend sind. Sie besitzen einen tiefen Respekt zur Natur und ihrer Weisheit, die Gottheiten sind real und haben ein anderes Wertesystem als die Menschen. Die Faery Tradition ist eine Mysterien-Tradition in der Macht (von, nicht über!), Geheimnisse, Gefahr, Ekstase und der direkte Kontakt zu den Gottheiten von großer Bedeutung sind. Diese Tradition ist nicht für jedermann offen und sollte sehr gründlich erforscht werden, bevor man sich entschließt sich ihr anzuschließen. Für weitergehende Informationen: Die Bücher von Francesca de Grandis.

Eclectic Witchcraft

AnhängerInnen des „Eclectic Witchcraft“ werden auch manchmal freie oder freifliegende Hexen genannt. Im Wicca nennen sich diejenigen eklektisch, die aus verschiedenen Wicca-Traditionen schöpfen. Meistens sind es Wicca, die traditionell initiiert wurden und dann ihre eigene Tradition entwickelten. Eclectic Wicca ist sehr flexibel, da die Anhänger keinen starren Regeln folgen, sondern sich für die Ausübung der Religion aus vielen unterschiedlichen Religionen/ Traditionen/ Weltbildern Elemente herausgreifen und sie integrieren können. „Was passt, wird übernommen, was nicht, lässt man eben“ ist wohl die meist verwendete Devise dieser Tradition. Aber auch hier ist die Initiation durch initiierte PriesterInnen Voraussetzung, um als Wicca zu gelten, ansonsten sind sie freifliegende Hexen.

Hexen/ Witch/ Witchcraft

Familien Traditionen/ Hereditary Witch

Diese Hexen werden von Familienmitgliedern in der Hexentradition ihrer Familien erzogen. Meistens wurden/ werden diese Traditionen von der Mutter oder der Großmutter an die Tochter weitergegeben, sehr selten wird jemand in diese Tradition „adoptiert“. Diese Entscheidung wird in der Regel dann getroffen, wenn kein Kind mehr in direkter Linie  vorhanden ist, um die Tradition fortzusetzen. Diese Hexen arbeiten meist im Geheimen, häufig allein oder nur innerhalb ihrer Familien. Ihre Art des Hexenwesens unterscheidet sich in der Regel stark von der des Wicca.

Freifliegende Hexe/ Kitchen Witch

Die Freifliegende Hexe praktiziert eine Form des Handwerks, die aus den Pflichten von Heim und Herd entstanden ist. Normalerweise sind es Frauen, die mit der praktischen Seite dieser Religion, Magie, Erde und Elemente arbeiten. Die alte Religion entstand höchstwahrscheinlich in der Küche und das Kochfeuer war der Platz für viele Beeinflussungen, Zaubersprüche, Heilungen und Feste. Unglücklicherweise wurde auf diese Art der Magie, die größtenteils von Frauen praktiziert wurde, lange Zeit herabgeblickt, was sich schon durch den Namen „niedere Magie“ (Naturmagie) im Gegensatz zur „höherern Magie“ (Zeremonialmagie) zeigt. Die Zeremonialmagie wurde meistens von Männern praktiziert, die Frauen diese Form der Magie  allerdings in der alten Zeit auch gar nicht erlaubten.